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Meine Reiseberichte   -   Hans Fritz

Reisebericht aus Norwegen im Februar 2018    - mit Fotos -
5000 km Postschifffahrt in Norwegen von 2. bis 13. Februar 2018.

Wie der Meergott mit dem Landgott noch kämpfte, war sicher eine entscheidende Schlacht an der Küste Norwegens. Sie endete unentschieden, denn als der Meergott dem Landgott tiefe Schneisen in den Leib schlug, wehrte sich der Landgott mit riesigen Steinen die er nach dem Meergott warf. Zurückgeblieben sind unzählige Fjorde und über 237 000 Inseln. Als Insel gilt in Norwegen jede Erhebung die bei Flut und Sturm noch mindestens mit 10 Quadratmetern aus dem Wasser ragt und eine Vegetation hat.

Unser 122 m langes Hurtigruten-Schiff fährt kaum auf dem offenem Meer, sondern schlängelt sich fast immer, wie die Fahrt über eine Queralpenstraße, zwischen den schroffen Bergen hindurch. (Nur dass die Wasserstraßen etwas breiter sind.) Heute Vormittag dem 5. Februar überquerten wir den Polarkreis. Für 3 Stunden legte das Schiff in der 50 000 Einwohnerstadt Bodo an. Die Straßen waren trocken und frei, die Bauarbeiter waren fest am Werkeln und die Temperatur lag um den Gefrierpunkt. Es war nicht anders als auch bei uns im Februar, nur mit dem Unterschied, dass hier die Bauwirtschaft offenbar keine Winterpause einlegt.

13 Menschen leben auf einem Quadratkilometer (Deutschland 231). Dreiviertel der 5,7 Millionen Norweger leben im Süden, im Raum Oslo. Das Land ist sogar etwas größer als Deutschland und über 1750 km lang. Was mich wundert, dass man an der Küste entlang nach Norden, doch immer Häuser sieht. So abgelegen sagt ja kaum Fuchs und Hase gute Nacht.

Kurz nach Beginn der Reise kam ich mit dem ersten Technikingenieur an Bord ins Gespräch. Wir sprachen auch über Serra-Sägewerke, die er kannte (laufen ja ungefähr 40 davon in Norwegen). Daraufhin bekamen mein Cousin Sepp Fritz und ich eine Sonderführung. Zwei 6000 PS Motoren treiben das Schiff auf maximal 38 Stundenkilometer an. „Der Kapitän fährt aber sehr sparsam“, sagt er, „derzeit verbrauchen wir nur 680 Liter Diesel pro Stunde, die gesamte Fahrt 200 000 Liter Diesel". An der Küste darf nur Diesel benutzt werden und nicht das billige Schweröl, das nur ein Sechstel vom Diesel kostet. Das Grauwasser mit der ganzen Schei…. wird allerdings einfach ins Meer abgelassen. Das nimmt der Golfstrom mit und Verteilt.“ Das machen auch die Kreuzfahrtschiffe so“, sagt er. In der Ostsee ist das allerdings nicht erlaubt, weil dort die „Verteiler-Strömung“ fehlt. Kreuzfahrtschiffe dürfen in diese Region sowieso nicht hinein, da die großen Kreuzfahrt- und Containerschiffe nur Schweröl fahren, das zwar nur ein Sechstel des Diesel kostet, aber dafür die Umwelt wesentlich mehr belastet. Allein die 7 größten Containerschiffe der Welt schädigen in 24 Stunden die Umwelt genau so stark wie alle deutschen Autos zusammen in 24 Stunden. Durch das Monopol der Hurtigruten-Schiffe in dieser Region, sind im Vergleich zu den Kreuzfahrtschiffen die Preise sehr hoch. Dafür hebt sich diese Reise aber doch wesentlich von den üblichen Kreuzfahrttourismus ab.

Bei diesen Zahlen bekam ich gleich ein schlechtes Umweltgewissen. Das Schiff braucht auf 100 km rund 4000 Liter Diesel. Zieht man den Warentransport noch ab, fallen doch auf jeden Passagier rund 500 Liter Verbrauch zu Buche, und für die 4000 km Flug (hin und zurück), zusätzlich 160 Liter Kerosin. Ein Fluggast verbraucht auf 100 km "nur" 3 bis 4 Liter.

Weiter erzählt er, dass die Postschiff-Linie 125 Jahre alt ist, sie heute allerdings keine Post mehr befördert, weil das mit dem Flugzeug schneller geht. Doch nach wie vor findet ein Großteil des Warenaustausches über diese Schiffe statt, vor allem im Winter, weil im Landesinneren ganz andere Schnee-und Temperaturverhältnisse herrschen als an der Küste. Täglich läuft jedes der 12 Hurtigruten-Schiffe 6 bis 8 Orte an. 6 Schiffe fahren immer rauf und 6 runter. Dadurch wird jeder größere Ort täglich angelaufen. Auch Orte mit unter 3000 Einwohnern. Der letzte Ort hatte nur 211 Einwohner. Die Stapler warten dann schon am Hafen und nach 15 bis 30 Minuten für Ein- und Ausladen, legt das Schiff wieder ab. In den größeren Orten hält es 2 bis 5 Stunden, um Zeit für Ausflüge und Besichtigungen zu haben. Oft gehen auch Einheimische an Bord, die nur zu der nächsten Stadt wollen, ähnlich wie bei uns mit dem Zug, oder dem Bus. Einen Teil der Kosten übernimmt deshalb der Staat. Als Gegenleistung verpflichtet sich Hurtigruten, alle größeren Orte anzulaufen, ähnlich wie die Chiemsee-Schifffahrt, die auch in den nicht lukrativen Zeiten regelmäßig die Inseln anläuft. Die größten Einnahmen bringen heute allerding Die Touristen. Wir sind zwei von 300, die mit sehr guten Essen verwöhnt werden.

In Tromso (sprich Tromse, das letzte „o“ hat ja so einen Querstrich und hört sich wie eine Mischung aus „e“ und „ö“ an), mit 73 000 Einwohnern die nördlichsten „Großstadt“ der Welt, liegt der nördlichste Bahnhof der Welt. Ich hatte dort auch das größte Taxi der Welt, als einziger Passagier im Bus für die Stadtrundfahrt. Der aus Oslo stammende Fahrer erzählt: „ Seit 2 Jahren boomt der Wintertourismus, deshalb fahre ich um diese Zeit hier oben, nur heute sind wenig Leute. Im Sommer fahre ich dann in ganz Europa. Die Klimaveränderung spürt man hier auch sehr stark. 2 Grad Plus, so wie heute, hat es um diese Zeit früher nicht gegeben“, ergänzt er weiter. Auf der anderen Seite der Stadt, die durch das Wasser getrennt ist, steht die berühmte Eismeerkathedrale (ist aber aus Beton). Wir fahren durch den 6,6 km langen Tunnel, der bis zu 110 m unter dem Meer hindurchführt hinüber und zurück über die 1,8 km lange Hochbrücke. Die Berge ringsherum sind bis zu 1800 m hoch.

Je weiter nördlich wir kommen, desto rauer wird das Klima. Der Schnee liegt mittlerweile bis zum Meeresspiegel, der Wind wurde immer stärker und die Wellen immer höher. Das Schiff legte sich dabei ganz schön auf die Seite und später im Hafen von Honningsväg an, am südlichsten Punkt der Insel. Auf dem nördlichsten Punkt der bis zu 50 km breiten Insel liegt das Nordkap. Heute hat der Ort wieder 3000 Einwohner. Wir haben uns hier leider nicht mit Ruhm bekleckert. Die deutsche Wehrmacht brannte auf dem Rückzug allein in diesem Ort 1000 Häuser nieder. Offensichtlich rührte sich beim Kommandanten das christliche Gewissen. Die Kirche ließen sie stehen. Die Einwohner lebten, nachdem die Soldaten abgezogen waren, anfangs in der Kirche. Hammerfest mit 11000 Einwohnern die nördlichste Stadt der Welt, hatte da weniger Glück. Auch die Kirche wurde mitverbrannt, nur die kleine Friedhofskapelle durfte stehen bleiben. Heute arbeitet dort unter anderem eine große Gasverdichterstation, die das Erdgas aus einer 100 km entfernten Pipeline aus dem Nordmeer bezieht.

Auf der 35 km Fahrt mit dem Bus vom Hafen Honnigsväg zum Nordkap überquerten wir den 71zigsten Breitengrad. Die Insel ist mit dem Festland auch über einen Tunnel verbunden, durch den die 5000 Rentiere, die jedes Jahr zur Sommerweide kommen aber nicht durchgetrieben werden. Rüber werden sie mit dem Schiff gebracht und zurück schwimmen sie. Dann ist das Golfstrom-Wasser 10 Grad warm. Im Winter 2 bis 3 Grad. Die Lufttemperatur am Kap lag zwar nur bei - 8 Grad, aber trotz Sonne, durch den steifen Wind mit über 50 Kilometer Geschwindigkeit, fühlte es sich wie Minus 30 oder 40 Grad an ))-; Wegen der Schneeverwehungen darf man nur 2 x am Tag im Konvoi, mit vorausfahrendem Schneepflug die letzten 13 km zum nördlichsten Punkt Europas fahren. Auch die Busse haben Schneeketten.

Im Bauch des großen Gebäudes, das in den 307 m hohen Fels gebaut wurde, befindet sich außer einer guten Heizung, einem Geschäft, einem Restaurant, auch ein Museum mit Kino über das Nordkap. Jetzt stand ich ganz „oben“ am Ende der Welt, an der im Winter niemand aber im Sommer 5000 Rentiere gute Nacht sagen. Vor 15 Jahren war ich mal ganz „unten“, in Südafrika am Kap. Dort war´s aber wärmer mit Klippenspringer und Pinguinen zum gute Nacht sagen ((-; Bis zum Kap bleibt der Golfstrom der Küste treu, dann wendet er sich langsam zu den über 700 km entfernten Spitzbergen-Inseln und dann Richtung kanadischer Küste zu und strömt abgekühlt, nicht nur die Temperatur wechselnd, sondern auch den Namen, als Hutson-Strom mit treiben Eisbergen an der amerikanischen Ostküste wieder runter (war ja das Problem der Titanic), um im Golf von Mexiko sich wieder neu zu erwärmen und anschließend seinen Kreislauf zum hunderttausendstem Mal, oder noch viel öfters, fortzusetzen.

Auch wir spürten sein Nachlassen auf der Weiterfahrt in Richtung Russland bis zu dem Grenzort Kirkenes, unserem Wendepunkt, mit gerade mal Minus 14 Grad und 5000 Einwohnern. Dabei hatten wir noch Glück, dass es bei der Hundeschlittenfahrt windstill und nicht Minus 30 Grad hatte. Der Hafen im knapp 200 km entfernten Murmansk ist teilweise nicht mehr Eisfrei. Das Eis wird aber dort nicht so dick. Der einzige eisfreie Hafen Russlands, wird Bedarf dann von Eisbrechern frei gehalten, das das Eis dort noch nicht so dick wird.

Etwas Besonderes ist das Eishotel. Ein wunderbares Kunstwerk, das jährlich in nur 3 Wochen aufgebaut wird. Die Zimmer liegen den ganzen Winter hindurch bei – 4 Grad, egal wie kalt (oder warm) es draußen ist. Die Koffer der Gäste werden in von Motorschlitten gezogenen Schlitten-Anhängern angeliefert. Besonders bei Asthmatikern ist das Hotel und das Klima sehr beliebt, erzählt uns die Frau des Managers.

Die Route ist so eingerichtet, dass die Häfen, die bei der Hinfahrt Nachts angelaufen wurden, bei der Rückfahrt dann tagsüber besucht werden können. Heute am 10 Februar schlängeln wir uns durch die Lofoten…. Natürlich darf eines der wichtigsten Dinge nicht fehlen. Es legt sich wie ein rund 1000 km breiter Ring um den Nord- und übrigens auch um den Südpol, in dessen Zentrum der Norden Norwegens liegt. Wenn an Stelle der Wolken die Sterne am Himmel stehen und man Glück hat, kündigt der Kapitän über Lautsprecher das Nordlicht an. Alle rennen dann auf das freie Deck. An zwei Tagen hatten wir das Glück, im Verhältnis zu den Sternen, zum Greifen nahe. Die Sonnenwinde kollidieren ja nur in ca. 150 km Höhe mit der Erdatmosphäre. Aber was sind schon 150 km gegenüber der Entfernung zu den Sternen…

Etwas Besonderes sind die „blauen Stunden“, morgens und abends mit jeweils rund 2 Stunden Dämmerung vor Sonnenaufgang und -untergang. Ganz oben wird der Tag täglich um fast eine viertel Stunde länger. Beim Start in Bergen gab es schon 8 Sonnenstunden, oben am Kap nur noch 5, aber die sind total hell.

Einziger Pferdefuß: Sehr teuer. Die Reise inkl. Flug 2800.- € und z. B. die Ausflüge zum Nordkap 170.- € und die 3 Stunden für Hundeschlittenfahrt und Eishotel besichtigen einschließlich 15 Minuten Busanreise 240.- €. Ein 0,6 Liter Bier gut 13.- €.

Hans Fritz

10. Februar 2018

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