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Meine Reiseberichte
Reisebericht aus Kenia Dezember 2017    - mit Fotos -
Kenia ist Dank Tourismus eines der stabilsten schwarzafrikanischen Länder. Und obwohl dort im Verhältnis zu benachbarten Staaten wesentlich weniger Menschen hungern, gehen nach Kenia und Tansania die meisten privaten Hilfsorganisationen. Der Tourismus spült viele helferswillige Europäer ins Land, die in die wirklich armen Länder, sei es zu gefährlich, oder der Mangel an Flugverbindungen, gar nicht erst kommen. Natürlich sind in Kenia die sozialen Unterschiede im Vergleich mit uns riesengroß und ich muss gestehen, dass auch mein Mitleid oft angeregt wurde, da ich auch nicht anders kann, als alles mit meinen europäischen (Ethik)Augen zu sehen. Bei meinem diesjährigen kurzem Aufenthalt von 24. bis 30. Dezember, bei dem ich meine Familie, die bereits seit 9. 12. dort war, abholte, befasste ich mich dieses Mal mehr die sozialen Unterschieden. Vorweg: Afrika können wir nie wirklich verstehen, wenn dann nur irgendwie Erfühlen. Durch Jahrtausende ganzjährig warmes Klima entwickelt sich eine völlig andere Mentalität als bei Menschen wie wir, die in Jahreszeiten leben.
Der Mittelstand und ebenso der Verkehr hat seit den 2 Jahren, in denen ich nicht mehr hier war, fühlbar zugenommen. Innerhalb der Bevölkerung lebt Arm und Reich relativ teilnahmslos nebeneinander. Die mittelständische Familie, in der ich die Zeit meines Aufenthalts lebte, hat keine Problem den armgebliebenen, aber gut genährten Bruder der Mutter, in einer ca. 2.5 x 3 m kleinen Hütte neben dem Haus als Aufpasser leben zu lassen – und er offensichtlich auch nicht. Durch die Armen kann man schnell reich werden. Ein Bauarbeiter ist froh wenn er beim Bau eines Luxushauses ein paar Euro am Tag verdient. Gorge (auf bayerisch Schorsch) ein Einheimischer Schwarzer, kaufte von uns 2 Serra-Sägewerke. Er fragte mich, was bei uns ein Arbeiter verdient. Als ich ihm das sagte, lachte er und antwortete: „Soviel kosten mich meine 40 Arbeiter die für das Sägewerk arbeiten alle zusammen!“ Beste Voraussetzungen um viel Geld zu verdienen, da das Rundholz billiger ist als bei uns, das gesägte Holz aber etwa gleich teuer. Er ist streng, aber sozial und seine Arbeiter mögen ihn sehr. Er selber legt keinen Wert auf großen Luxus, sondern investiert sein Geld unter anderem in ein Hotel und ein Kieswerk, was wieder viele Arbeitsplätze schafft.
Leider fehlt es an Fachkräften und so wird nach unseren Verhältnissen oft haarsträubender Murks gemacht, wie z. B. unterschiedliche Auftrittshöhen der Treppenstufen innerhalb einer Treppe. Selbstständiges Denken gibt es kaum. Nicht weil sie dumm sind, vielmehr kommt es aus der Tradition, „lieber nur Dienst nach Vorschrift, als etwas falsch zu machen“! (Gab´s ja früher Schläge dafür.) Was der Führungsmensch sagt, wird einfach ohne nachzudenken umgesetzt und wenn es Fragen gibt, wi
Das andere Afrika

Die meisten Europäer zeigen nach einer Afrikareise üblicherweise stolz ihre Safarifotos. Das ist aber nur ein winzig kleiner Teil Afrikas. So interessant Tiere sein mögen, mich interessierten schon immer mehr die Menschen, wenn ich in ein Land reiste.
Ich flog den ganzen Heiligen Abend und kam um 22.00 Uhr in Nairobi an, stand aber, obwohl ich ganz vorne in der Schlange war, noch schwitzend 1,5 Stunden bei der Einreise. (Hatte mir zu Weinachten den Aufpreis von 339.- € für Business selber geschenkt, wohlwissend, dass man da als Erste aussteigen darf und dadurch als einer der Ersten zum Schalter kommt.) Es war aber, vermutlich wegen Weihnachten, nur die Hälfte der Schalter besetzt und die Beamten arbeiteten extrem langsam. Ich glaube, dass die Letzten die ganze Heilige Nacht beim Schlangestehen am Flughafen Jomo Kenyatta verbrachten.
Bei der anschließenden vierstündigen, 200 km langen Fahrt nach Norden, nach Nanyuki, einer Stadt von 100 00 – bis 200 000, vielleicht auch 300 000.- Einwohnern, am Fuße des 5199 m hohen Mount Kenia, ging die Bremse unseres zusammengeräuberten Leihwagens nicht mehr. Dass die Backen schon Metall auf Metall bremsten, war noch nicht so schlimm, aber die Bremsflüssigkeit fehlte. Da die ganze Nacht sehr viele Menschen auf der Straße sind, ist es auch kein Problem um 2.00 Uhr Nachts noch einen Mechaniker zu finden. In jeden Ort den wir durchfuhren, ertönte laute Diskomusik aus einem wild blinkendem Disko-Haus. Heilig Abend wird traditionsgemäß so gefeiert, klärte man mich auf. Gefeiert wird, nachdem Kenia bis vor gut 50 Jahren noch britische Kolonie war, eh erst am 25. Dezember.
Am nächsten Morgen war ich mit meinen Geschenken der Einzige der was schenkte und die kleine Tanne, die ich tags zuvor noch aus dem Wald holte, schmückte ich mit meinen Kindern mit ebenfalls mitgebrachten Kugeln und kleiner Lichterkette. Der Baum war der ganzen Familie aber so unwichtig, dass sie in, ebenso wie mein kurzes Flötenspiel mit Weihnachtsliedern, kaum beachteten. Die Frauen mit ihren Kindern kamen auch zu ganz unterschiedlichen Zeiten und aßen alle von der Ziege, die in der Früh noch lebte. Was mir extrem auffiel, war, dass die Frauen immer ohne ihre Männer kommen. Auch die jungen Frauen mit ihren Babys. Weinachten als Familie – Fehlanzeige. Nach meiner Beobachtung ist es das ganze Jahr über so, dass Frauen mit den Kindern alleine sind. Zärtlichkeit in der Öffentlichkeit ist sowieso verpönt und Männer haben mit Kindern ebenso wenig zu tun wie Männer bei uns vor 100 Jahren. „Ich habe, meine Kinder bevor sie nicht ein Jahr alt waren nie angerührt“, sagte mir mal bei und in Bayern, ein jetzt 85 jähriger Bauer.
Das wichtigste und immer präsenteste „Familienmitglied“ ist der Fernseher. Er läuft von morgens bis abends durch, egal ob im Luxushaus, oder in der kleinsten armseligen Hütte. Wir sich das nicht leisten kann, ist wirklich bettelarm. Das Zweitwichtigste ist das Handy. Die Nackenwirbelverkrümmungen sind vermutlich vorprogrammiert. Auf einmal großes Gelächter. Linda einer 23 jährigen Lehrerein aus der großen Verwandtschaft, rutschte vor lauter Handyschauen der Säugling beim Stillen von der Brust. Sie verdient knapp 200.- € im Monat und muss aber knapp 140.- € dem Staat für das Studium zurückbezahlen. Ihr Mann, den ich natürlich auch nieh sah, kommt auf ca..300.- €. Sie lebt bei der Mutter in einer Hütte. Auto haben sie natürlich nicht.
Woher der Mittelstand aber das Geld hat, ist für mich das große afrikanische Geheimnis. Wie sich das hohe Verkehrsaufkommen aus neuesten Autos, neuen und alten, oft Rußwolken-schleudernden Bussen und Lastwagen, unzähligen Motorradtaxis und runtergeschlampten alten Autos finanziert, ist mir ebenfalls ein Rätzel, genauso woher das Geld für den Einkauf in dem gutbesuchten neuen Supermarkt, dessen Angebot unserem europäischen Märkten kaum nachsteht, aber in den Preisen meist wesentlich höher liegt.
Wir wohnten in einem Haus im Randbezirk der Stadt. Da dort auch viele arme Leute leben die nicht so mobil sind, entstanden viele kleine Tante Emma Läden. Vorne wegen Raub natürlich vergittert. Als ich dort war, wurde mit dem Motorrad mit an links und rechts angeschnallten 40 Liter-Kannen, gerade die Milch geliefert. Die Ladenbesitzerin kam mit einer Schüssel, in die der Mann mit einem Litermaß die Milch füllte. Da fast alle Kenianer zu einer ihrer 42 Landessprachen auch das überregionale Suaheli und Englisch sprechen, konnte ich mich mit ihm unterhalten. Er hat 32 Kühe und verkauft auf diese Art seine Milch. Den Liter für 55 Cent. Sicher hat er keine Hochleistungskühe wie bei uns. Ich schätze, dass eine Kuh dort kaum mehr als 2 bis 3 Liter am Tag gibt. Die Ziegen, Schafe und Rinder werden den ganzen Tag zum Fressen herumgetrieben. Oft auch sogar in der Stadt zwischen den Häusern. Jetzt in der Trockenzeit steht das Futter spärlich und man sieht kaum einen höheren Grashalm. Eine dichte Grasnarbe wie bei uns, kann sich hier nicht entwickeln, weil der lehmige Boden in den Trockenzeiten von tiefen Trocken-Rissen durchzogen ist. Die Pflanzen können deshalb kein weitverzweigtes Wurzelsystem wie bei uns entwickeln..

Die Stadt liegt auf 2000 m Höhe und direkt auf dem Äquator. Trotzdem sind auf dieser Höhe die Temperaturschwankungen ganz ordentlich. Ich habe immer ein Thermometer dabei. Morgens vor Sonnenaufgang 11 bis 14 Grad, dann steigt es langsam ab Mittag für 3 bis 4 Stunden bis auf 28 bis 30 Grad an, um am Abend wieder ganz schön kühl zu werden. Allerdings beginnt die 12 Stunden-Nacht bereits um 19.00 Uhr. Nach einer ganz kurzen Dämmerung ist es sehr schnell dunkel.
Nairobi habe ich jetzt umgetauft auf „Nairaubi“. Nach der vierstündigen Rückfahrt zum Flughafen standen wir in der Sechsmillionenstadt im Stau. Die Kinder schauten auf den Rücksitzen auf meinem Handy gerade Bilder an und spielten nebenbei mit den elektrischen Fensterhebern. Plötzlich schrien sie: „Papa das Handy“. Ein Typ rannte vorbei und entriss es der Kleinen, weil das Fenster gerade geöffnet war. Zwei Tage war ich beschäftigt auf ein neues Handy die Daten wieder zu sichern. Alle neuen Bilder sind allerdings verloren. Da ich ein paar Leuten per WhatsApp aktuelle Fotos schickte, bekam ich einige zurück.
Hans Fritz
tt. mmmmmm 20jj

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