Drei Wochen Kenia im Januar 2014 - mit Fotos -
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Unsere kleine Anna schlief gut in ihrem Flugzeugbettchen an ihrem ersten Geburtstag am 3. Januar von München über Quatar nach Nairobi. Dort holte uns Carolines Schwager ab und brachte uns in einer 4stündigen Autofahrt nach Nanyuki, am Fuße des 5.199 m hohen Mount Kenia. Er ist Technikingenieur für die 6 Transportflugzeuge der kenianischen Armee - vier Chinesische und zwei Kanadische. Die Chinesischen sind viel billiger, aber die Ersatzteile dafür viel teurer - solche Bazis. Er verdient 260.- €, das ist das Drei- bis Vierfache eines normalen Arbeiters. Von Haus zu Haus waren wir 24 Stunden unterwegs.
Das Land
Kenia, rund eineinhalb mal so groß wie Deutschland, ist nur zu ca. einem Drittel, dem Hochland, bewohnt, oder bewohnbar. Alles was am Äquator und über 2.000 m Höhe liegt, gilt als Hochland. Ab dieser Höhe wächst Wald und sämtliche Feldfrüchte, wie Weizen, Mais, Kartoffeln usw., aber auch Mangos und Bananen. Die Sonne steht zweimal im Jahr direkt über dem Land und jeweils zur Frühling- und Herbstsonnenwende beginnt - oder begann - die Regenzeit, denn das Klima ändert sich auch hier seit 3 bis 4 Jahren spürbar und rasant. „Früher begann die Regenzeit pünktlich am 15. März, heute regnet es oft unberechenbar in der Trockenzeit, oder es ist trocken in der Regenzeit“, erzählt uns ein guter Freund, was den Feldbau für die Farmer bei diesem Lehmboden leider unberechenbar macht. Was mich immer wieder verwundert, ist, dass sich bereits ein paar hundert Meter unterhalb von 2.000 m, die Vegetation schlagartig zu Savanne, oder Wüste verändert. Dieses Land ist dann Eigentum der Samburus, der Tukana oder Massais. Es gibt dort keinen persönlichen Landbesitz. Jeder darf seine Tiere weiden, wie früher auch bei uns, zwischen Rimsting und Prien, dem „Weihdach“. Das Problem ist, dass es durch den rasanten Bevölkerungszuwachs immer mehr Rinder, Schafe und Ziegen gibt. Allein in den letzten 20 Jahren stieg die Einwohnerzahl von 30 auf 43 Millionen. Mehr Weidetiere, ist zudem auch noch ein Statussymbol, ähnlich wie bei uns, wenn die Frage gestellt wird: “Wie viel Kühe hast Du denn“. (Wir hatten immer „nur“ 20 – da hören sich 60 oder 80 schon ganz anders an.) Die Auseinandersetzungen um die Weidegründe nehmen deshalb immer mehr zu. Kürzlich gab es wieder 45 Tote. Das ausgeglichenste Klima auf der Welt ist das am Äquator auf 2.000 bis 3.000 m Höhe. Diese Konstellation gibt es nur in sehr wenigen Ländern, meines Wissens nur Kenia, Uganda und in Äquator in Südamerika. Kein Wunder, dass hier die Wiege der Menschheit stand.
Das Familienleben
Wer sich jetzt von mir jetzt einen typischen Afrikabericht mit Elefantensafari usw. erwartet, der braucht gar nicht weiter zu lesen. Ich habe jetzt die Gelegenheit noch viel Interessanteres zu erzählen, nämlich, eine teilweise zum Mittelstand aufstrebende afrikanische Familie mit großer Verwandtschaft von innen kennen zu lernen, denn ich gehöre da jetzt ja auch dazu. Carolines Bruder aus Botswana und die Schwester aus Australien sind auch gerade hier, sowie die zwei älteren Schwestern, die hier leben. Natürlich alle mit ihren Kindern. Sie belegen komplett, natürlich kostenlos, Carolines Haus, so dass wir zum Schlafen selber keinen Platz mehr haben und deshalb im Hotel logieren. Da hier nichts planbar ist, eine kenianische Stunde kann durchaus 5 Stunden dauern, sind wir immer 8 bis 10 Stunden zusammen, was für mich insofern interessant ist, mangels fehlender Sprachkenntnisse von Kikuyu, mich auf meine anderen Sinne zu stützen. Wenn es mir zwischendurch zu langweilig wurde, vergrub ich mich in die Erlebnisse des „Hundertjährigen der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Der Familienzusammenhalt ist, wie in allen ärmeren Ländern, auch hier noch viel stärker als bei uns. Das Leben in diesen Tagen erinnert mich stark an meine Kindheit, in der auch immer 10 bis 15 Familienmitglieder und Verwandte in der Stube saßen und wir Kinder dazwischen herumsprangen. Anna fühlt sich außerordentlich wohl dabei, obwohl sie sich erst langsam an die vielen schwarzen Gesichter gewöhnen muss. Besonders bei der Großmutter fremdelt sie stark.
Für die 5 km von unserem Quartier zum Haus stehen drei alte Autos zur Verfügung. Oft läuft aber nur eines. Mal keine Luft in einem der Reifen, mal kein Benzin im Tank. Ich bin dann meistens der „Tanker“, da fast immer der Zeiger auf Reserve steht, wenn ich ein Auto übernehme. Ein Liter kostet knapp 1.- €. Carolines alter Mitsubishi Pajero stand schon länger, da die Benzin- und die Wasserpumpe kaputt waren. Es wurde von der Verwandtschaft gefahren bis er stand - und wenn kein Geld da ist, steht es eben lange. Für 350.- € ließ ich eine gebrauchte Wasser- und Benzinpumpe einbauen, was den Bruder aus Botswana außerordentlich freute, weil er damit gleich eine weite Tagesreise unternehmen konnte. Genau habe ich es nicht herausgefunden, leider tankte er Kerosin, oder ein Gemisch zusammen mit Benzin. Gottseidank stand der Wagen dann aber erst dahoam still, beziehungsweise sprang nicht mehr an – und es wurde eben wieder auf die anderen Autos ausgewichen. Gerade sind wir wieder am Reparieren, da der Bruder mittlerweile wieder nach Botswana abgeflogen ist. Autos sind hier keine heilige Kuh, sondern sind wie ein Pferd in früheren Zeiten bei uns - geritten wird es immer von dem, der gerade von A nach B braucht.
Eigentlich haben wir ja schon von Deutschland aus die Reparatur veranlasst, damit wir gleich ein Auto hier haben, aber wegen einer oder zwei Wochen Verspätung regt sich hier keiner auf. Zeitgefühl ala Afrika! Andersherum ging es aber wieder so, dass uns der Onkel gleich sein Auto anbot. Ein ca. 15 Jahre alter Hunday mit Schaltung. Das Steuerrad rechts, der Schalthebel links. Mir reicht ja schon die Konzentration auf den Linksverkehr mit den vielen Schlaglöchern auf der Straße und den vielen Menschen und jetzt auch noch das erste Mal in meinem Leben mit der linken Hand zu Schalten ist schon eine Herausforderung. Es gibt natürlich keine Gehsteige oder Fahrradwege, oder Straßenbeleuchtung. Bei Dunkelheit ist es nicht ratsam zu fahren, denn es sind Unmengen dunkel gekleideter Fußgänger mit ebenfalls dunklen Gesichtern, viele Fahrrad- und Motorradfahrer, sowie die meist nicht abgeblendeten Autos des Gegenverkehrs unterwegs. Dazwischen dann die schon erwähnten Schlaglöcher auch in den Teerstraßen und immer wieder die „Bambs“, die absichtlich eingebauten Bodenwellen, die wirksamer sind als Radarkontrollen. Der Verkehr nimmt hier ebenfalls stark zu, was ein Einbiegen von den Lehmstraßen, die in der Stadt zu mindestens 80 % aus Schlaglöchern bestehen, in die Hauptstraße oft zu einem Geduldsspiel macht.
Tagsüber wird immer wieder mal gekocht. Das Hauptgericht ist Ugali, ein Pampf aus Maismehl, gemischt mit allem Möglichen. Die Frauen sind mit Essen und Waschen ziemlich ausgelastet. Die Bohnen, z. B. müssen aus den Hülsen geholt und der Mais von den Kolben gezupft werden. Das Wasser auf einem Feuer wird hinter dem Haus erhitzt, um dann mit der Hand die Wäsche zu waschen, die übrigens sehr sauber wird. Die Leute legen großen Wert darauf immer ordentlich angezogen zu sein, besonders Sonntags wenn sie zur Kirche gehen. Carolines Schwester Glady und ihre 28 jährige Tochter gehen jeden Tag in ihre Halleluja-Kirche. Das erinnert mich an meine Großmutter die mit dem Fahrrad auch täglich die 2,5 km nach Rimsting zur Kirche fuhr. Es gibt den Menschen hier viel Halt und sie pflegen gleichzeitig ihre gesellschaftlichen Kontakte mit Gleichgesinnten.
Die Mutter hat es sich nicht nehmen lassen ein Schaf zu kaufen, das ihr Sohn aus Botswana bezahlen musste. Da ich gerade als Fahrer zur Verfügung stand, fuhren wir ein Stück außerhalb der Stadt zu einer Schafherde. Ich musste vorerst mit Anna im Auto bleiben, denn wenn die Hirten einen „Musungo“, einen Weißen sehen, ist alles gleich viel teurer. Für 40.- € wurden dem Tier dann auch noch die Beine gebunden und uns in unseren Kofferraum gelegt. Natürlich hatte die Angst des Tieres auch Folgen, was wir aber erst beim Ausladen feststellten. Ein Hausmetzger stach es dann hinter dem Haus am Boden ab und zerlegte es auf dem eigenen Fell. Das warme Fleisch kam anschließend gleich auf den offensichtlich nicht zu heißen Grill. Außen war es dann schön braun, aber innen am Knochen noch rot. Meinerseits blieb es nur bei einem kleinen Stück, ich glaube ich hatte noch nie so ein zähes Fleisch im Mund. Nicht dass es nur zäh wäre, es wird weder gewürzt noch gesalzen. Das gilt übrigens für alle Speisen. Aber dafür gibt es ja „Heinz Ketchup“. Den Kenianischen habe ich auch probiert. In der Konsistenz eher wie Marmelade und beim Geschmack ist ein bisschen Kuhstall dabei. Scheinbar werden da auch Schlachtabfälle verwertet. Kaufen kann man das alles im „Nakumat“, den bislang einzigen Supermarkt in der Stadt. Unten Edeka, oben Baumarkt. Das Meiste aber teurer als bei uns. Es wundert mich immer wieder, woher die Leute bei ihrem geringen Verdienst das Geld haben. An den Kassen muss man fast immer anstehen. Gitonga, unser erster Serra-Kunde, erzählte mir, dass er in Kürze einen zweiten Supermarkt bauen wird, der größer als der bestehende ist. Billiger kann man allerdings viele Waren und Essensachen bei den Unmengen von kleinen Tante Emma Lädchen am Straßenrand kaufen. Aber wie bei uns, im Supermarkt ist es bequemer und es gibt natürlich mehr Auswahl.
Gegessen wird, wegen des Fehlens eines Esstisches, mit den Tellern auf dem Schoß. Neuerdings auch mit Besteck, traditionell mit den Fingern. Es ist ja auch sehr vieles neu. Die wichtigste Erneuerung ist noch vor den Smartphones und Laptops ---> der Fernseher! Er läuft als weiteres „Familienmitglied“ den ganzen Tag. Alle sitzen in bequemen Sofas um ihn herum und schauen so etwas wie RTL, oder noch schlechtere Pragramme. Staatliche Programme wie bei uns, gibt es nicht. Den Spagat vom Leben in früheren Zeiten zur Moderne, machen die Menschen hier im Gegensatz zu uns, fast im Raketentempo.
Fahrt nach Elburgon und zum Naivasha See
Der Fahrer von George Gitonga, unserem ersten Serra Kunden, holte uns ab und nach 4 Stunden Fahrzeit erreichten wir den auf 2.600 m liegendem Ort Elburgon, das Hauptzentrum der Holzindustrie. Ich überprüfte kurz die zwei dort laufenden Serra Sägewerke und schulte den Maschinisten der erst vor 4 Monaten gelieferten Maschine noch kurz nach, ehe es in einer weiteren zweistündigen Fahrzeit, zum „Greenpark“, zu Rosi 67 und Bernd 70 weiterging. Unsere Kleine macht das prima mit und ist so brav wie ihr Papa. Rosi lernte ich bei meinen letzten Rückflug im März 2013 kennen. Die beiden hatten in Gütersloh eine Maschinenbaufirma und leben jetzt immer für 8 bis 9 Monate in ihrem wunderschönen Haus auf 2.300 m Höhe. Zwei Gärtner und eine Köchin kümmern sich um ihre Hunde, Hühner, Gänse und die vielen Pflanzen auf ihrem 4 ha großen Grundstück. Der Blick auf den 500 m tiefer liegenden und viermal so großen See wie den Chiemsee, den Naivashasee, ist grandios. Der Greenpark ist eine ganz andere Welt. Teuerste Häuser von den Reichen und Ministern sind in den Berg gebaut. Ebenso ein Hotel und ein Flug- und ein Luxusgolfplatz. Wir vermuteten eher das Ende der Welt, bei den 11 km Schlaglöcher-Anfahrtsstraße. Aber das ist eine weitere Sicherheit, weil Diebe nicht schnell flüchten können und dadurch genug Zeit bleibt, um von der Polizei abgefangen zu werden.
Um den See gibt es viele Blumenzüchter. Glashausbatterien von 100 ha und mehr. Durch das ausgeglichene Klima das ganze Jahr über und die billigen Arbeitskräfte, lassen sich die Rosen, die wir bei unseren Blumenhändler um die Ecke kaufen, nirgendswo auf der Welt so billig erzeugen wie hier. Das rechnet sich trotz Flugtransport. Ein Massai führt gerade einen Prozess, da ihm über 80 Tiere nach der Tränke am See, der mit den Abwässern der Blumenfarmer verseucht ist, verendet sind. Da aber nur hier (im ganzen Hochland sieht man diese Farmen) rund 50.000 Arbeitsplätze davon abhängen, wird die Klage ständig verschleppt. Das ist einer der Preise die die dritte Welt für unseren Luxus bezahlt. Aber damit wir unser Gewissen beruhigen, senden wir ja unsere alten Kleider nach Afrika. In jeden Ort sieht man mittlerweile Händler, die „unser“ ehemaliges Gewandt teilweise zu unseren Neupreisen verkaufen. Klar, dass es keine heimische Textilindustrie mehr gibt.
Richtung Nordosten geht es zurück über Nanyuki in einer achtstündigen Autofahrt in den Samburu-Nationalpark. Caroline und Anna stiegen nach 5 Stunden Fahrzeit in Nanyuki aus und ich fuhr mit den Beiden weiter. Im landkreisgroßen Park, gibt es keine Dörfer, sondern nur teilweise sehr teure und luxuriöse Lodges für die Touristen und es steht wesentlich mehr Gras, oder besser gesagt, stehendes Heu, als außerhalb. Deshalb brauchen die Elefanten, Giraffen, Impalas, Wasserböcke, Zebras, Löwen und noch viele andere Arten, auch nicht außerhalb dieses Gebietes gehen. Wasser gibt es am Fluss auch genug. Nur ist das Trinken wegen der Krokodile dort nicht ganz ungefährlich. Ein Ober von unserer Lodge erzählt, dass er es schon öfters sah, wie sie einen Affen beim Wassertrinken erbeuteten. Leider drücken in der Trockenheit immer mehr Samburus mit ihren Haustieren in den Park, weil es wegen der Überweidung außerhalb kein Futter mehr gibt. Wenn es keine Touristen gäbe, dann wären den Wildtieren auch diese „Inseln“ schon längst auch entzogen.
Auf dem Parkplatz sah ich eine Gruppe Leute. Ich schaute - den einen kenne ich doch... Es war ein Filmteam aus München, die mit dem bekannten Schauspieler Jänicke, eine 45minütige Dokumentation, die im Juni im ZLF läuft, über Elefanten drehen. Gerade testeten sie ein kleines „Mondfahrzeug“ mit Fernsteuerung und einer kleinen Filmkamera darauf, mit dem sie ganz nahe an die Tiere ranfahren wollen. Wir witzelten darüber, ob die Elefanten nicht auf die Idee kommen könnten, da mitzufahren. Am Abend saßen wir gemütlich zusammen, waren ja die meisten aus Bayern. Janek erzählte, dass er 10 Monate im Jahr unterwegs ist und, weil er ein passionierter Wellenreiter ist, einen festen Wohnsitz in Los Angeles, aber auch am Ammersee hat. Ich erspare mir Dir viele Fotos von den Viechern zu schicken, man sieht sie ja sowieso immer im Fernsehen.
Das große Verwandtschaftstreffen
Als ich am Samstag wieder zurück nach Nanyuki kam, füllte sich Carolines Haus gerade mit den ersten Verwandten. Ein weiteres Schaf blökte ums Haus, aber nicht sehr lange, dann kam der Metzger wieder. Caroline wollte jetzt nicht mehr ins Hotel zurück, sondern bei der Familie bleiben da der Bruder bereits abgereist war, ist das jetzt möglich geworden. Sie organisierte noch eine Matratze, so dass wir zu dritt in einem Zimmer schlafen können, auch wenn es jetzt zu dreiviertel aus Betten bestand.
Das interessanteste an der ganzen Reise war für mich als Mitglied der Verwandtschaft dabei zu sein. Ich erlebte ein ethnologisches Lehr-Wochenende. Zu erleben wie sauber und ordentlich sie alle gekleidet sind und wie friedvoll und respektvoll sie mit Kindern und den alten Leuten umgehen, werde ich nicht vergessen. Unsere Anna war natürlich wieder der Star. Es wird zwar nicht darüber gesprochen, aber ich konnte beobachten, dass auch in diesen Kreisen die weiße Hautfarbe schon irgendwie wertvoller ist. Am Sonntag kamen immer mehr Verwandte. Ich zählte mit den Kindern 30 Personen. Es war wie bei uns in früheren Zeiten auf dem Bauernhof, wenn z. B. am 24. Juni, wir die drei „Hansen“ (Großvater, Vater und ich) Namenstag hatten. Nach dem Zubereiten und Schnipseln wurde in drei großen Bottichen auf dem offen Feuer gekocht. Einer mit Reis, einer mit Gemüse und Fleisch und natürlich Ugali. Es ist alles Frauenarbeit, die mehrere Stunden dauerte. Aber darüber regt sich hier keiner auf, denn erstens ticken in Afrika die Uhren anders, oder teilweise eben gar nicht und zweitens standen vier Kisten mit Cola, Fanta und anderem süßem Zeug, um den Durst zu löschen da. Alkoholisches gab es nicht.
Nach dem Essen wurde gesungen und dazu getanzt, was ich sehr schön empfand. Ich filmte viel. Dann setzten sich alle und Glady, Carolines Schwester, predigte eine halbe Stunde wie ein Pfarrer. Dazwischen sagten alle immer wieder „Amen“, das einzige was ich in diesem Fall verstand. Die ganze Verwandtschaft ist sehr christlich. Anschließend wurde jeder aufgefordert, sich vorzustellen und wenn er Lust hatte ein paar Sätze zu sagen. Ich erzählte dass bei uns früher so ähnlich gefeiert wurde wie hier, dass wir auch Bauern sind und dass mein Vater 5 Geschwister und meine Mutter 14 hatte. Weiter erzählte ich, dass ein Cousin meiner Mutter, Pater Lukas aus Hemhof, Missionar in Kenia war und sogar hier in Nanyuki eine Mission mit aufbaute, was sehr beeindruckte. Zum Schluss wurde Familienrat gehalten, bei dem ich aber nicht mehr dabei war, dann verabschiedeten sich langsam alle, weil sie nicht in der Dunkelheit heimkommen wollten. Es wird das ganze Jahr über schon um 19.00 Uhr finster und erst um 6.30 Uhr hell, was bei einem Europäer wie mich, ein komisches Sommergefühl auslöst. Sehr verwundert war ich, als mit Einbruch der Dunkelheit weitere Verwandte aus dem 3 Stunden entfernten Naharuru eintrafen. Sie schliefen dann auf dem Teppich im Wohnzimmer. Gerade während ich schreibe, es ist bereits dunkel – und sie sind immer noch da...
Zur Feier des Tages sprang wieder mal das Auto nicht an. Der Mechaniker kam, brachte 4 abgebrannte Zündkerzen und verlangte 17.- € für die Neuen, die er gerade eingebaut hatte, wie er versicherte. Er brachte das Auto mit dem letzten Tropfen Benzin zurück, so dass es uns nicht mehr ansprang, als wir wegfahren wollten. Er muss ja nach jedem Werkstattaufenthalt immer eine ausgedehnte Probefahrt unternehmen. Die Mentalität ist, einfach ausgedrückt, ein Leben von der Hand in den Mund. Nur vor dem Hintergrund, dass die Leute hier seit Jahrtausenden im Warmen leben und es deshalb immer etwas zu essen gab, kann man die Mentalität zwar nie verstehen, aber in etwa erahnen.
Ein Teil der Verwandtschaft ist nach 5 Tagen immer noch da. Es wird niemand gedrängt zu gehen. Zeit ist sowieso kein Thema, die hat man in Hülle und Fülle. Das Essen ist gut und kostet nichts und zu Hause ist es scheinbar langweiliger. 20 m vor dem Haus ist plötzlich eine nasse Stelle in der trockenen Lehmstraß, was heißt Straße, „Feldweg“ wäre eine Luxusbezeichnung dafür. Jedenfalls läuft seitdem kaum mehr Wasser im Haus, was aber die Verwandtschaft nur zu der Reaktion veranlasste, dass man das weinige Wasser in Eimern sammelte und in die Toilette stellte. Die alten Leute gehen sowieso nicht auf diese modernen Spühlklos, sondern hinter dem Haus auf dem Loch im Boden mit Häuschen darüber. Einen Tag später viel dann auch noch der Strom für 30 Stunden aus. Das größte Problem dabei war nur, dass auch der Fernseher nicht ging. Dafür hatte aber irgendwer noch ein Batterieradio dabei, das dann den ganzen Tag quietschte.
Zwischendurch besuchten wir eine Freundin in der Innenstadt. Sie lebt sehr schön und großzügig mit 4 Schlafzimmern und vier Bädern für 160.- € pro Monat im vierten Stock. Das Stufensteigen ist nicht ungefährlich, da fast alle unterschiedlich hoch sind. Das bringen sie hier fast nirgends hin. Das viel mir in anderen Häusern, auch in Hotels, immer wieder auf. Die meisten Leute brauchen auch keine Treppen, denn sie leben ja fast alle eingeschossig in Hütten bis hin zu luxurösen Bungalows.
Fahrt nach „Old Jocky“
Am vorletzten Tag fuhren wir noch mit einem guten Freund nach „Old Jocky“, einem 30 km entfernten Privatpark der Familie Wildenstein, die seit 1910 in Kenia Landbesitz hat und sich offenbar mit den Kenianern nach dem mau mau Aufstand geeinigt hatten, sich das „kleine Stück Land“, von ca. 10 x 23 km behalten zu dürfen. Der Freund, ein Katholik, der von dem 1988 verstorbenen Pater Lukas aus Hemhof schon viel gutes gehört hat, leitet als Buchhalter seit 20 Jahren eine der wichtigsten Aufgaben dort. 300 Leute sind hier beschäftigt. Die meisten für die Wildtiere. Im Zentrum gibt es eine Tierklinik und viele Volieren, die pro Monat 4 Schulklassen besuchen dürfen. Leider konnten wir die Luxusherbergen nicht sehen, da die Besitzer gerade anwesend waren ist. Es ist auch ein privates Hotel dabei, das für eine Gruppe von 5 bis 10 Personen pro Nacht 20.000,- US Dollar kostet. Der Freund versprach beim Verabschieden, im Archiv über „unseren“ Missionar zu stöbern.
Bin froh jetzt wieder hoam z´kemma. Caroline würde noch gerne da bleiben ....
Herzlichst Hans |
tt. mmmmmm 20jj
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Schaukeln ist das schönste für Anna.
Im Hintergrund der 5199 m hohe Mount Kenia
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Jeder Platz am Haus wird zum Anbauen genutzt
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Jeder Platz am Haus wird zum Anbauen genutzt
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Ugali
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Blick vom Haus von Rosi und Bernd auf den Nauwashasee
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Beim Kochen
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Essensausgabe bei der Familienfeier
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Mitten in der Stadt sind tiefe Wassergräben ohne jeglichen Schutz.
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Viehtransporte
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Viehtransporte
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In der Küche und beim Essen
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In der Küche und beim Essen
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Von daher kommen auch unsere Blumen
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Bei der Krokodilfütterung
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"Manyattas", die Häuser der Samburus
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"Manyattas", die Häuser der Samburus
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Ein Gepard.
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Das mit dem Salz auf den Schwanz zu streuen hilft auch in Afrika.
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Nashörner in Old Jocky
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am Wasserloch in Old Jocky
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Rinder vor einem Kaktusbaum
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Typisch Safari...
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Typisch Safari...
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Oryx Antilope mit Madenpicker
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das "Mondfahrzeug" mit Jänicke
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der Pool in der Lodge im Park
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die Krokodile werden täglich um 19.00 Uhr an der Lodge mit Knochen gefüttert
und kommen dann ganz pünktlich aus dem Fluss
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Anna mit Elefant...
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