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Meine Reiseberichte
Argentinien & Chile im Herbst 2012 - Bericht 8    - mit Fotos -


In Chile... - Bericht 1 aus Chile

Dieses ca. 4300 km lange und im Durchschnitt 180 km breite Land, Flächenmäßig rund doppelt so groß wie Deutschland,  fasziniert mich immer wieder. Es erstreckt sich über 10 Breitengrade, was auf Europa übertragen, von Grönland mit seinen kalbenden Gletschern bis weit in die Sahara reichen würde. Dazwischen alle auch in Europa vorkommenden Klimazonen. Sein höchster Berg ist 6880 m. Abgegrenzt ist Chile im Westen vom Pazifik und im Osten vom Hauptkamm der Anden. Am Meer entlang verläuft ein wesentlich älteres, nur mehr aus großen Hügeln bestehendes Küstengebirge, das ebenso wie die Anden, gegen Süden immer niedriger wird.

Ein letztes „Aufbäumen“ des Küstengebirges ist die ca. 250 km lange und 30 bis 50 km breite, liebliche, hügelige und sehr regenreiche Insel Chiloe. Die Hauptstadt Castro mit seinen knapp 100 000 Einwohner, ist bei Touristen wegen seiner imposanten Holzkirche und den Pfahlbauten immer ein wichtiges Ziel auf der Pan Americana, der längsten Straße der Welt,  die sich von Alaska bis Feuerland, durch ganz Amerika zieht. Allerdings versinkt sie, genau so wie die Küstenberge, kurz vor und nach Chiloe, im Meer. Weiter zum südlichen Festland geht es dann mit Fähren über das Binnenmeer.

Auf den 600 km von Villarrica bis nach Castro machten wir noch einen Abstecher in Richtung Meer, nach Valdivia. Die Stadt ist von der Einwanderungsfamilie Anwarter auch heute noch sehr deutsch geprägt. Wir trafen dort einen gut deutsch sprechenden Chilenen aus der Holzbranche, der unsere Sägewerke mit bekannt machen soll, zum Abendessen, denn unsere Hauptkonkurrenz sitzt auch in dieser Stadt. Ich war schon ein paar mal dort und wollte mir eine der Hauptatraktion, den Fischmarkt, nicht entgehen lassen.

Eine Seelöwenkolonie hat sich über den noch 30 km bis zum Meer entfernten Fluss, in der Breite etwa wie der Inn, nur langsamer fließend, dort heimisch eingerichtet. Sie leben direkt am Fischmarkt und leben zusammen mit den Fischverkäufern in einer Symbiose. Für die Löwen ein Schlaraffenland, weil sie von den Fischabfällen ein bequemes Leben führen können und für die Fischer, eine ebenso bequeme Abfallentsorgung. Allerdings haben sie eine starke, ständig wachsende Kormoran-Konkurrenz.

Weiter nach Süden geht es durch riesige Wälder mit vielen Sägewerken. Das Holz, hauptsächlich Kiefer und Eukalyptus, braucht hier nicht mal die halbe Zeit zum wachsen, wie in Deutschland. Der viele Regen und die milden Winter sind die idealen Wachstumsvoraussetzungen.

Die Autobahnen sind gut und wenig befahren. Allerdings benutzen sie auch mal Traktoren, Fahrradfahrer und sogar Reiter. Die Höchstgeschwindigkeit von 120 km einzuhalten, viel mir allerdings nicht immer leicht. Die Fähre nach Chiloe dauet 35 Minuten und kostet rund 15.-  €

Wir besuchten Marion Rapp, eine Deutsche die hier seit einem Jahr ihr „Caffee Aleman“, mit Linzer- und Schwarzwälder Torte aufgebaut hat. Lauft wie verrückt, sagt sie. Wie übrigens alles Deutsche hier. Ich stelle immer wieder fest, dass wir bei den Chilenen überaus beliebt und geachtet sind.

Bei der Rückfahrt hat es zwischendurch das Regnen aufgehört, dafür aber das Schütten angefangen. Am Abend kam noch mal Martin von Landsberg, unser neuer Serra-Vertreter und am nächsten Tag besuchten wir wieder einige Sägewerke.

Martin setzt sich sehr ein. Eine Anlage haben wir diese Woche schon verkauft. Der Käufer ist Christian Wagner, ein Nachkomme des Erzherzogs Johann, der heute noch in Österreich hoch verehrt wird, weil der aus Liebe zur Postmeister-Tochter von Bad Ischgl auf die Thronfolge verzichtete. Mit Christians Mutter, eine rüstige ältere Dame, bin ich gut befreundet. Sie stammt aus Salzburg. Ihr Bruder ging mit einem deutschstämmigen Schüler aus Chile in Marquartstein ins Internat, den sein Vater zur Ausbildung zu uns schickte. Als Gabrielle ihn 1939 heiratete, hielten sie alle für verrückt, dass sie mit nach Chile ging, erzählte sie uns.

Der Letzte, den wir an diesem Tag besuchten, hießt Bernhard Habsburg. Ein sehr sympathischer, großer Mann von ca. Ende Dreißig. Otto von Habsburg, den wir Bayern am Starnberger See Asyl gewährten, ein bekannter Europapolitiker und letzter Thronfolger Österreichs, der gerade 100 geworden wäre, war sein Großonkel. Auf seiner Visitenkarte steht Habsburg Lothringen. Kein von und zu. Er verdient sich seinen Lebensunterhalt heute wie jeder andere auch. Er hat in Linz Holzfachwirt studiert und arbeitet hier als Betriebsleiter eines mittelgroßen Sägewerkes, das aber maschinell noch eher aus der K und K- Zeit stammenden könnte, wie er selber lachend sagt. Ein absoluter „Serra-Kandidat“!

Am Sonntag kam der Bürgermeister mit seiner Frau zu uns zum Mittagessen. Ein sehr sympathischer Mann, den die Linken und die Rechten gleichzeitig schätzen. Er war vorher 30 Jahre lang Hebamme(r) und hat rund 5000 Babys geholfen, das Licht der Welt zu erblicken. Seine Frau ist Ärztin im Krankenhaus. Unseren Markt liebt er. Er war gerade in Brasilien um für Touristen für seine Stadt zu werben. Unser Markt ist ein wichtiger Bestandteil, weil er so original, vor allem mit der Rucka und den Indianern, ist.

Heute fand vor dem Rathaus noch eine Demonstration der Indianer für die Reinhaltung eines in der Nähe liegenden Sees statt.

Den Markt geht es soweit gut. Veronika fühlt sich sehr wohl hier. Die Kleine bekommt gerade Backenzähne und weint dementsprechend viel. Die beiden letzten Tage nutzen wir noch um eine Umstellung unseres Adminstradors (Marktverwalter), da er uns offensichtlich auch bescheißt, vorzunehmen und auch noch um ein paar Weihnachtsgeschenke einzukaufen, ehe es am Montag Morgen zurück nach Bayern geht.

Liebe Grüße - und bis bald, Dahoam.
Hans

Weitere Fotos aus Chile:

Unsere Maputche, immerhin 17 % der ganzen Bevölkerung im Bezirk Villarrica, sind Gott sei Dank sehr friedlich, aber im nur 100 km entfernten Temuco sind Fundamentalisten am Werk. In diesem Jahr haben sie schon 70 LKW und Baumaschinen in Brand gesteckt. Sogar einen Buss haben sie Nachts mit einem Baum über der Autoahn gestoppt und auf die Insassen geschossen.

Herzlichen Gruß
Hans

15. Dezember 2012

Maputchedemonstration für die Reinhaltung eines Sees.

Maputchedemonstration für die Reinhaltung eines Sees.

"Der frühe Vogel frisst den Wurm". Ein sehr großer Schnepfenverwandter.

Neun Jahre alter Baum.

Die Fischer haben den Seelöwen neben dem Fischmarkt eine Schwimminsel im Fluss gebaut.

"Dem taugts."

Holzkirche in Castro

Holzkirche in Castro

Spatzenfütterung. Die gibt es auf der ganzen Welt.

Spatzenfütterung. Die gibt es auf der ganzen Welt.

Spatzenfütterung. Die gibt es auf der ganzen Welt.

Mit dem Bürgermeister von Villarrica, seiner Frau und Maria, der Wirtin.

Chilenisches Loch Nes. Dem taugts auch.

Am Fischmarkt. Die Kunden warten schon.

Die Fähre zur Insel Chiloe.

Castro mit der dominierenden Holzkirche in der Mitte, unten der Hafen und der Fischmarkt.

Die berühmte Holzkirche von außen. Ist gerade in den Orginalfarben neu gestrichen worden

In einer Rucka, die als Museum eingerichtet ist.

Auch dieser "kleine Spatz" bei der Fütterung.

"Unsere Rucka im Mercado".

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