"Holla Amigos"
Das soll jetzt keine Aufforderung für einen billigen Politikerurlaub sein, sondern ein Gruß aus der 30 000 Einwohnerstadt Villarrica aus Südchile.
Sie liegt direkt am Ausfluss des gleichnamigen See´s, so wie bei uns Seebruck am Chiemsee. Der ebenfalls gleichnamige, oben offene Vulkan, hat derzeit eine "Halskrause", da der Gipfel sehr warm ist und deshalb oben der Schnee abschmilzt.
Ich lasse heute mehr die Bilder sprechen. Der März ist ja hier so wie bei uns der September. Äpfel, Pfirsiche, Blaubeeren, Haselnüsse (letztere werden hier plantagenmäßig angebaut) und vieles mehr ist derzeit reif. Auf den meisten der Fotos sind Indianer beim Weben, beim Telefonieren, oder Melina, mit ihrer Wildschweinezucht zu sehen. Sie schlachten sie selber und verkaufen das Fleisch in der "Rucka", einem traditionellen Haus, wie in den Zeiten vor der Eroberung der Spanier vor 120 Jahren, über den Teller in meinem "Mercado". Das Lebensmittelrecht ist so streng wie bei uns, gilt aber nicht für die Indianer. Trotzdem leben sie sehr armselig, wie ein Haus in ihrem Reservat zeigt. Meist sind sie in Kooperativen zusammengeschlossen und wechseln zwischen ihrer Kleinlandwirtschaft, in den meist abgelegenen und bis zu 60 km entfernten Reservaten und dem Verkauf in meinem Mercado, was ihnen wieder gesellschaftliche Kontakte ermöglicht. Heute musste ich unbedingt das bescheidene Studio ihres Radiosenders besuchen, der allerdings wegen der eingestürzten Antenne, seit dem Erdbeben nicht mehr senden kann und bis dato das Geld fehlte, sie wieder aufzubauen. Ich mag diese einfachen Bauernleute sehr gerne. Sie brauchten lange bis sie zu mir Vertrauen aufbauten, wir sind aber jetzt in einer sehr guten Verbindung. Ich stelle mir dann immer vor, dass es bei uns um 150 nach Christus sicher sehr ähnlich war, 120 Jahre nachdem uns die Römer eroberten.
Die anderen Pächter meiner 50 kleinen Lädchen sind meist Frauen Chileninnen, die ihre Produkte, wie z. B. Sticksachen direkt im Laden herstellen. 92 % in Chile sind Mestizen, 2 % Weiße und 6 % Indianer - und nur für sie gilt die Steuerbefreiung und die Gesetzesfreiheit.
Eigentlich wollte ich meinen Markt verkaufen, aber es leben mittlerweile mit den Familien sicher 100 Menschen davon. Da ich ihn ohne der Zusicherung, dass er noch mindestens 10 Jahre so weiterlaufen muss, schwer verkaufen kann, werde ich ihn eben noch behalten (müssen/dürfen). Außerdem gilt er mittlerweile als der bestbesuchte Markt in der Stadt, da gerade bei mir die kostenlose Parkzone beginnt und immer mehr Ausflugsbusse mit alten Leuten kommen. Sie finden, inklusive der "Rucka", 3 Restaurants, so wie genug Läden zum Reiseandenken kaufen. Holzsachen sind die große Spezialität in dieser Region. 7 Jahre ist er kaum gelaufen und ich habe nur draufgelegt. Die Indianer in Verbindung mit den Lädchen sind jetzt die Attraktion, die sogar Busse bis aus Argentinien anlockt. Am schlimmsten war es, wie jedes Jahr im Februar, denn dann hat ganz Chile Ferien. Und da diese Gegend so etwas wie "Tegernsee" ist, wimmelt es ganz schrecklich von Touristen. Aber alle machen ein gutes Geschäft.
Die Immobilienpreise steigen momentan rapide, wie Du am Foto von Santiago sehen kannst. Chile ist ein absoluter Tigerstaat geworden. Kommt doch bereits 40 % des Weltkupfers aus Chile. Derzeit wird das höchste Gebäude Südamerikas mit 350 m in Santiago gebaut.
Ein Foto zeigt noch einen ha Eukalyptus Wald, die schnellstwachsende Baumart der Welt. Ich tauschte ihn mal gegen eine Teilzahlung von einem Sägewerk ein, weil der Kunde nicht mehr bezahlen wollte. Es liegt direkt an der Autobahn und ich hoffe, dass ich es auch eines Tages verkaufen kann.
Mir würde noch viel Interessantes einfallen, aber Du hast ja doch keine Zeit viel zu Lesen )-;
Morgen Nachmittag fliege ich die 700 km nach Santiago und am Samstag Morgen über Sao Paulo nach München.
Liebe Grüße
Hans |