14. 12. 2010. Weiß gar nicht mehr wo ich mit dem Schreiben anfangen soll, so dicht folgen die Erlebnisse und Eindrücke aufeinander und so treibts mich schon wieder um 6 Uhr aus dem Bett und sitz im kalten Zimmer an meinem Laptop, um sie zu fixieren, sie nicht zu vergessen und das trotz gestrigen großem und ausgiebigen Galadinner für 20 Leute, der mir zu Ehren gegeben wurde. Natürlich zusammen mit Maria Olga, Lizi Bollmann, beide 57, Mitarbeiterinnen bei der deutschen AHK (Außenhandelskammer) und Bauingenieur Tico, die zusammen das Häuserprojekt in Guatemala starten. Die Indiocopertivo hat uns in einen alten, mal von Deutschen gebauten Palazzo, im Stadtzentrum von Xela der zweitgrößten Stadt Guatemalas, eingeladen. Mit dabei auch Wilhelm Boucsein, der gerade in Pension gegangene bayerische Repräsentant, der uns alle zusammenbrachte, ebenso wie die Indiofrauen in ihren schönen selbst gewebten und kunstvoll bestickten Trachten, neben dem Bankdirektor in Krawatte und Anzug. Die Extreme könnten nicht größer sein.
Der „Motor“ dieser Aktion ist Nora 51. Sie ist eine totale Powerfrau, mischt in der Politik mit und war auch schon in Brüssel bei der Europäischen Union, erzählt sie. Sie trägt nur ihre Tracht und sagt, sie fühlt sich der Majakultur mehr verbunden als dem Katholizismus. Vor Beginn des Baus machte sie eine Zeremonie und betete zur Batscha-Mama um gutes Gelingen. Wir standen im Kreis, die Arbeiter, die bunten Indiofrauen, die Bankleute in Anzug und Krawatte und wir, in der Mitte eine Schale mit vier farbigen Kerzen von weißen Blumen eingerahmt. Die weißen Blumen stehen für das Leben, die blaue Kerze für den Himmel, die Grüne für die Erde, die Orange für den Sonnenaufgang und die Dunkelrote für den Sonnenuntergang. Mittag gab es dann Fastfood auf Styroporschalen und Pepsicola. (-;
Als wir am Samstag die Baustelle bei Federico beendeten, ließen es sich meine Geschäftspartnern und mittlerweile auch Freunde, nicht nehmen, mich nach Antigua, der Weltkulturerbestadt ein halbe Stunde von Guatemala City entfernt, zu schleppen. Eine wunderbare alte Kolonialstadt mit niedrigen Bauten und alles noch mit Natursteinpflaster. Ich war zwar Hundemüde und alle Knochen taten mir weh, weil mein Freunde auch zugleich „Sklaventreiber“ sind und ich unbedingt fertig werden musste. Aber das gute im Leben ist es ja, dass das Schöne wesentlich besser in Erinnerung bleibt als das Schmerzhafte. Neben den schönen Bauten und Plätzen gibt es auch schicke Kunst und Kunstgewerbe, sowie eine Menge pfiffige Lokale.
Am Sonntag fuhren wir dann zu fünft rauf auf 2350 m durch eine tolle Bergwelt nach Xela. Dazwischen immer mal einer der 33 Vulkane des Landes, wovon derzeit 3 aktiv sind. Die Stadt liegt in einem breiten Talkessel neben einem Vulkan.
Am Abend saßen wir auf einer Dachterrasse, als plötzlich ein Feuerwerk startete und eine große Marienprozession begann. Der 12 Dezember ist ja auch bei uns ein Marienfeiertag. Diese Mischung aus indianisch und spanisch/katholisch war ein totales Erlebnis. Eine große von einem nachgezogenen Generator hell beleuchtete Marienfigur mit zwei Engeln wurde erst von 20 Männern und dann von 20 Frauen getragen. Die Frauen, auch die Zuschauerinnen, alle in ihren bunten selbst gewebten und betickten Trachten und die Männer in dunklen Anzügen. Eine Blechmusikkapelle und maskierte Männer in spanischer Eroberungskleidung, die ebenfalls maskierte Männer mit Tiermasken mitführten, die die eroberten Indianer darstellten, waren auch Teil der Prozession. Nicht mal meine Freunde hatten derartiges so hautnah erlebt. (Fotos kommen später. Kann sie von meiner neuen Kamera nicht rüberspielen, da ich den ganzen Verpackungskrempel einschließlich der CD mit dem Programm in Santa Domingo wegwarf und die Bilder jetzt nur über eine andere Sonykamera in meinen Laptop reinkrieg ))-; ) |