Endlich, das Internet geht wieder. Da bekommen wir unter „latina-press“ immer die neuesten Nachrichten von Haiti. Im Fernsehen in der „deutschen Welle“ brachten sie leider nicht sehr viel darüber. In Lateinamerika gehen die Uhren einfach etwas anders. Das Zauberwort heißt hier „manjana“, „morgen“! Wir sind noch bis morgen früh (in Deutschland heute den 30.) im Hotel in der Altstadt von Santa Domingo (2,5 Millionen Einwohner). Laut dem Mail von unserem Kontaktmann Max Paul (er ist ein schwarzer Haitianer, mit interessanterweise deutschem Namen und spricht auch gut Deutsch) und Dekan der Uni in Porto au Prince. Er koordiniert den Bau unserer Häuser. Wir wollten ursprünglich nur einen oder zwei Tage hier abwarten, denn die Auskunft war immer, dass es trotz der Wahlen keine Probleme gäbe, doch dann riet uns Max Paul, als wir bereits hier waren, vor den Wahlen nicht mehr zu kommen, da es erstens zu gefährlich für uns wäre und zweitens war der Container mit dem Baumaterial für die 8 Häuser vom Zoll noch nicht frei. Die positive Nachricht: Er wird in Kürze frei! (Wieviel er Zahlen muss, weis ich nicht!) Und somit sind aus den zwei, nun sechs Tage geworden.
Über die Arbeit der Hilfsorganisationen schimpfen hier viele. Die treten sich angeblich dort gegenseitig auf die Füße und erreichen (fast) nichts, heißt es. Und wie es sich derzeit für mich darstellt, geht es mit dem Bauen, egal welcher Art, nur über Unternehmerstrukturen. Ganz einfach deshalb, weil die Ortsansässigen die das Sagen haben, sonst nichts verdienen. Das ist auch die Einschätzung von Wilhelm Boucsein, dem bayerischen Repräsentanten in Kuba, der seit 17 Jahren in Lateinamerika lebt und die ganze Aktion ins Rollen gebracht hat. Er ist auch mit uns dabei. Dass 1.3 Millionen Haitianer noch unter unwürdigsten Bedingungen in Zelten leben, obwohl genug Geld für Häuser da wäre, macht die Menschen verständlicherweise auch aggressiv. Die sind ja nicht blöd und sind gut informiert.
In Guatemala, für die ich zur selben Zeit den gleichen Container abschickte, ist er bereits aus dem Zoll. Nach der Haitiaktion mache ich dann alleine dort weiter. Für Haiti sind wir gut aufgestellt. Wir, die drei Bauernburschen, Martin Biechl, Korbinian Huber und David Schuster, sowie Wilhelm Boucsein und der Ingenieur Joachim Deutschmann aus Aschaffenburg, der in Havanna sein Büro hat und die technischen Kontakte bedient (der nächste Schritt ist es, die Häuser mit einfacher Votovotaik zu bestücken) und ich, haben uns entschieden den Zangsurlaub bei 25 bis 28 Grad Luft- und 26 Grad Wassertemperatur doch als Geschenk des Schicksals mehr oder weniger gelassen anzunehmen (- ;
Wir bleiben dann voraussichtlich bis 6. Dezember in Haiti. Ursprünglich wollten wir schon diese Woche mit dem Taxi (ca. 7 Stunden) hinfahren, da es erstens billiger wäre und wir mehr von Land sehen könnten, aber uns wurde hier von Insiedern abgeraten, weil durch die Wahlen doch ziemliche Unruhen in Haiti sind und wir als Weiße, auf der Straße von der Grenze bis Porto au Prince, vor marotierende Banden doch nicht ganz sicher wären. Außerdem ist die Grenze derzeit zu und die von der Welthungerhilfe sind in "unserem" Hotel. Vielleicht auf "Zwangsurlaub"? Wegen der Unruhen bei den Wahlen?
Mir ist das Warten egal. Momentan nutze ich die Zeit und plane und berechne das Material für ein Angebot an eine Baufirma hier, die 10 000.- Häuser für die Bill Clinton Stiftung, der 136 Millionen Dollar zur Verfügung stehen, bauen sollen. Chinesen und die Mexikaner haben dafür schon ein Angebot abgegeben. Das sind so Kunststoffpanelen-Häuser. Bin gespannt, ob wir uns mit unserer Holzbauweise gegen sie durchsetzen können.
Weil es den Burschen zu langweilig wird, haben wir gestern ein Auto gemietet und sind ins Landesinnere gefahren. Leider kann ich noch nicht viel spannendes berichten, ich gehe aber stark davon aus, dass sich das in den nächsten Tagen drastisch ändern wird. Die Zeit wird sicher auch noch reichen. Wie sind dann fünfeinhalb Tage dort. In Exjugoslawien haben wir am ersten Tag schon ein Haus aufgestellt. Wichtig ist, dass die Einheimischen das lernen. Das System ist ja so einfach, dass jeder der Lego spielen kann, auch so ein Haus bauen kann. Es ist auch hier in den Tropen viel einfacher, da wir nur einschalig zu bauen brauchen, keine Dämmung und keine Winddichtigkeit.
Herzliche Grüße
aus der Altstadt von Santa Domingo, gleich neben der ältesten Kirche Amerikas. Hier setzte Columbus als erstes 1492 seinen Fuß in die "neue Welt".
Hans |