Hatte
gestern grad schoen Zeit zum schreiben, da wir endlich nach ueber
zwei Wochen, mal so ein richtiges Regenwetter hatten. Es hat so geschuettet,
dass ich beim Brot holen kaum ueber die Strasse gehen konnte. Heute
ist es trocken, bei 22 Grad aber etwas bewoelkt.
Hier denke ich oft an
Seebruck, da Villarrica genau so wie unser Seebruck am Fluss-auslauf
eines grossen See's liegt. Auch gegenueber von Seebruck gibt es
eine Verbindung. Eine neue Brauerei Nahmens Grassau braut hier Bier
und als erste sogar Weissbier, "nach einem alten Rezept von
einem suedbayerischen Ort". Die Anlage wurde in Chieming gekauft
und der Braumeister, der sie fuer ein Dreivierteljahr hier einfuehrt,
lebt sonst in Obertrum im Land Salzburg. Ein wesentlicher Unterschied
zu uns ist allerdings die Naehe zum Meer. Es ist so als finge hinter
Muenchen schon das Meer an.
Gestern waren wir fuer
eine Nacht wieder am Meer, diesmal in Mewin, einen armen Fischerdorf
mit einem kleinen aber schnuckeligen Fischmarkt und einem 5 km langen
Sandstrand, eingerahmt von schroffen Felsen. Gudrun Brecht, 68,
aus Goettingen, kaufte vor 15 Jahren das hier einzige Hotel. Ihr
Mann wollte nachkommen, starb aber 3 Wochen nach seiner Pensionierung.
Genau auf den Tag 10 Jahre spaeter brannte alles ab. Vor 4 Jahren
hat sie wieder neu aufgebaut, allerdings mit jetzt nur 8 Zimmern,
etwas kleiner. Ein absoluter Geheimtipp, auch ihre Kueche. Ich kenne
sie schon seit 5 Jahren und wir sind schon alte Freunde.
Gudrun erzaehlte, dass
beim Zunami 1960 das Hotel im Wasser stand, abwohl es 15 m ueber
dem Meer liegt. Das Meer, nur 200 m vom Hotel entfernt, soll nicht
mehr zu sehen gewesen sein. Es gab keine Toten damals, weil die
Leute wussten, dass sie auf die Berge mussten, wenn das Meer verschwindet.
Frag mich, warum das in Asien niemand wusste. Damals sank auch viel
Boden ab, besonders auch in der 35 km vom Meer entfernten Stadt
Valdivia. In dem Fluss zwischen Meer und Stadt liegt heute noch
ein grosses Schiff, das die Welle hier abgesetzt hat. Die Stadt
ist sehr deutsch, da um 1850 hier sehr viele deutsche Einwanderer
hier her kamen.
Unter anderem kam auch
der kaiserliche Kupferstecher Codovezky, nach dem sogar heute noch
eine Strasse in Berlin benannt ist, hier an. Jorge 44, einer seiner
Ur-Ur-enkel betreibt von uns ein Serrasaegewerk und hat eine Menge
Land geerbt. Vor ein paar Tagen hat er mir ein Hektar Gewerbe-Land
mit Einfahrt an der Autobahn zum Tausch gegen seine ausstehenden
Raten vom Saegewerk angeboten. Ich bin diesbezueglich noch am pruefen.
Sein Vater betreibt eine grosse Landwirtschaft mit 153 Kuehen, mit
Weizen- und auch bei uns ueblichen Ackeranbau und als Sonderkulturen,
Blaubeeren und Halselnuesse. Die Milchpreise sind auch hier fast
um das Doppelte gestiegen, aber Pappa Codovezky jammert genau so
wie alle Bauern auf der Welt, weil ja auch die Energie- und die
hohen Kraftfutterpreise die Mehreinnahmen wieder auffressen und
weil wegen Trockenheit derzeit kaum was waechst. Bei Gudrun traf
ich auch einen alten deutschen Stammgast auf Kurzurlaub, der 800
ha Land und 500 Milchkuehe besitzt.
Heute feiere ich Silvester
bei Wolfgang und Gabi. Es kommen etwa 15 Leute, Bayern und Oesterreicher.
Die meisten sind auf Weltumseglung und gerade in Chile "gelandet".
Sie kennen Wolfgang vom Funk her, denn er hat mit allen Weltumseglern
von der Kueste bis Polynesien taeglich Funkkontakt. Die sind sehr
dankbar, da Wolfgang fuer oft 20 Segler die einzige Informations-Quelle
fuer den Wetterbericht ist. Ich bin ja gespannt wann mein Freund
Alberto Peek, der Chefarzt der plastischen Chirurgie aus Vogtareuth,
der mir vor 3 Jahren nach meinem Sprung ins Wasser den Kopf zusammenflickte,
hier ankommt. Er ist seit vor Weinachten aus Neuseeland hierher
auf den Weg. Wolfgang hat ihn bestimmt bald am (Funk)bandl.
Ich wuensche Dir von
ganzem Herzen alles Gute fuer das Neue Jahr. Viel Glueck und Erfolg
und inneren Frieden. Da ich Ende Februar 2009 eine grosse Chilereise
mit 8 Personen plane und mit einem chilenischem Reisebuero gerade
ausarbeite, kannst Du Dir ueberlegen, ob Du dabei sein willst. Waere
doch ein schoener Vorsatz fuers neue Jahr.
Am 3.1. fahre ich mit
dem Nachtbuss nach Santiago und weiter mit dem Flieger nach Suedperu.
Um den 10. Februar komme ich dann wieder nach Villarrica. Werde
mich moeglicherweise nicht aus Peru melden koennen. Schauma a moi!
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