Kopfstreifen schmal
Meine Reiseberichte
Chilereise von November 2007 bis Februar 2008 - Bericht 2
Villarrica / Chile
Chilebericht
Moechte Euch nur mal ganz banal meinen Alltag und mein Umfeld beschreiben.

Fuer mich ist es nicht nur der Kontrast vom Winter zum Sommer, sondern auch das Leben vom beschaulichen Stetten mitten in die 30 000 Einwohner zaelende Bezirkshauptstadt Villarrica. Eine Erfahrung ist z.B. das ich eigentlich kein Auto brauche. Ob das gute Eis um die Ecke, die frische Breze beim deutschen Baecker, das Internetkaffe, oder die Stammkneipen, das Einkaufen im Supermarkt, oder der Gang zum Notar, den man wegen jeden kleinen Vertrag, wenn ein Marktstand vermietet wird, braucht, alles geht zu Fuss. Momentan sind fast alle Staende vermietet. Zum Beispiel hat in einem Stand die hiesige Indianderorganisation ihr Boero mit Computer natuerlich. Den Fuehrer kenn ich schon lange. Er war auch schon ein paar mal in Genf bei internationalen Indianertreffen.

Villarrica ist auch Bischofssitz. Der Bischof heist Parzinger und ist am Tachinger See aufgewachsen. Seine Gleaubigen werden aber immer weniger. Ich schaetze dass in Villarrica mindestens 10 verschiedene christliche Kirchen sind. Meist amerikanische Sekten. Die Buergermeisterin hat mir erzaehlt, das ihr Grosvater aus Trostberg stammt. Die reichsten Leute in der Gegend sind Palestinaenser. Sie haben hier die Supermaerkte aufgebaut, die den unsern in nichts nachstehen, oder sogar noch besser sind. Es gibt aber auch sehr viel kleine Geschaefte und Tante Emma Laeden.

Die Stadt liegt direkt am Ausfluss, so wie Seebruck, des gleichnamigen Sees, der etwa 2 mal so gross wie der Chiemsee ist, in eine breite Halbinsel gebettet. Wenn ich von meinen Markt ca. 200 Meter zum Strand gehe, schaue ich genau so wie am Chiemsee auf 1200 bis 1800 m hohe Berge. Allerdings liegt der See nur 250 m hoch. Ringsrum sind Huegel, ebenfalls wie bei uns. Die Berge sind teilweise eingegossen von dem 2850 m hohen, ebenfalls gleichnamigen Vulkan, so als wuerde er zwischen Reit im Winkel und Kufstein stehen. Er ist uebrigens der einzige von den 44 chilenischen Vulkanen der oben offen ist und man die rote Lava sehen kann. Du kannst ja mal Villarrica Chile eingeben, es gibt da einiges zu sehen. Es ist hier eine der Haupturlaubsgegenden von Chile.

Villarrica ist so wie alle Staedte und Doerfer, in den von den Spaniern eroberten Gebiete, in Quadras eingeteilt. Das sind immer ca. 100 m auf 100 m grosse bebaute Quadrate und dazwischen sind meist breit angelegt Stassen, Gruenstreifen und Gehsteige. Die Strassen sind heute zum Grossteil Einbahnstrassen. In der Mitte der Orte blieb immer eine Quadra unbebaut; das ist dann bis zum heutigen Tag so und ist meist ein schoener Park mit grossen Baeumen, die Plaza. Fuer die Spanier war das der taegliche Exerzierplatz, um Macht zu zeigen und dadurch Unruhen vorzubeugen.

Vom Wetter brauche ich mich nicht so gross umstellen. Es hat gerade 2 Tage geregnet und es was genau so saukalt wie bei uns manchmal im Juni. Die Jahresniederschlaege liegen hier bei 2000 mm. Zum Vergleich bei uns im Landkreis Rosenheim: 1200 am Chiemsee, 2400 in Sachrang und nur 900 in Vogtareut.

Villarrica liegt ungefaehr etwas unterhalb der Mitte des 4300 km langen und nur im Durchschitt 180 km breiten Landes, dessen Grenze der Andenhauptkamm und der Pazific sind. Von den 16 Mill. Einwohneren leben 6 Mill. in der 700 km entfernten Hauptstadt. Es gibt deshalb wie bei uns sicher auch vor ein paar hundert Jahren total duenn besiedelte, wilde und einsame Gegenden.

Gestern hatten wir rauschende Hochzeit bei strahlendem Sonnenschein. Es waren etwa 30 Rheinlaender da, so eher Neureiche, na ja, es sind hald keine Bayern! Die zweisprachige Trauung spendete ein Kapuzinerpfarrer aus Eichstaett, den ich schon laenger kenne. Im Maerz war sein Bruder auf Besuch hier. Er ist Bauer, heisst Bauer und laesst immer von einer Serra Saege sein Holz schneiden.

Heute regnets wieder und es ist kalt.Die Haeuser sind hier ja nicht so gut isoliert und bei weitem nicht so gut gebaut wie bei uns, weil die Winter milder sind als bei uns und die Leute aermer. Der Mindestlohn hier liegt bei 200.- Euro und viele bekommen auch nicht mehr. Dementsprechend niedrig ist auch die Kaufkraft, dafuer aber die Kleinkriminalitaet hoch - und viele bekommen keine Arbeit, weil sie immer noch zu teuer sind, fuer das was sie koennen. Ist ja gerade ein heisses Thema auch bei uns. Ich sehe fast taeglich die Nachrichten auf deutscher Welle.

Morgen gehts 400 km nach Norden Richtung Equator, da ist es trockener und waermer, zum "in die Wildnis reiten". Ich freu mich schon drauf.

Na dann bis zum naechsten mal.
Ganz liebe Gruese Hans

Anfang Dezember 2007

zum Seitenanfang